Stellungnahme zum Heimspiel gegen Viktoria Köln
Aufarbeitung der Geschehnisse hat stattgefunden
Liebe Eintracht-Fans,
am 14. Mai durften wir zusammen im Stadion in einem würdigen Rahmen mit einer großartigen Choreografie den ersehnten Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern. Neben den vielen schönen Erlebnissen und Erinnerungen, die wir alle mit diesem Tag verbinden, gab es sowohl während des Spiels als auch im Nachgang Zwischenfälle, welche auch in der Öffentlichkeit thematisiert worden sind. Gemeinsam mit Vertretern unserer Fanorganisationen, d.h. der Fanabteilung, dem FanRat Braunschweig e.V., der Ultràs-Szene – BTSV Eintracht 1895, dem Fanprojekt Braunschweig, der Blau-Gelben Hilfe e.V. sowie den Netzwerkpartnern aus dem Bereich Sicherheit, haben wir in verschiedenen Gesprächsterminen die Geschehnisse gemeinsam reflektiert und aufgearbeitet. Dafür haben wir uns die Zeit genommen, die aufgrund der Komplexität der Ereignisse notwendig war, um zu einer seriösen Analyse und Bewertung zu kommen.
Zu den Vorkommnissen
In der 56. Minute geriet ein Banner in Block sieben in Brand. Auslöser war ein noch glimmender Zigarettenstummel, welcher in Block sechs weggeworfen wurde und einige Kartonreste der bei Spielbeginn gezeigten Choreo in Brand setzte. Trotz Bemühungen von Ordnern, Fans und Fanbetreuung griff das Feuer innerhalb kürzester Zeit auf ein Zaunbanner über. In diesem Zusammenhang kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen einem Ordner und Fans, die in einer Verfolgungsjagd im Innenraum mündete. Die Situation konnte durch die Fanbetreuung beruhigt werden. Bei allem Verständnis für Emotionalität ist eine solche Situation für uns nicht hinnehmbar. Als Konsequenz daraus darf der Ordner nicht mehr im EINTRACHT-STADION arbeiten und gegen die beiden beteiligten Fans werden Stadionverbote ausgesprochen.
Im Anschluss daran bildete sich innerhalb weniger Minuten eine Menschenansammlung hinter dem Marathontor zur Gegengerade und bedrohte die dort postierten Ordner, welche von der Polizei geschützt werden mussten. Daran waren keine Mitglieder der aktiven Fan- bzw. Ultràszene beteiligt. Grund für den Zorn der Menge war das Gerücht, der Ordner hätte das Banner mit Absicht in Brand gesetzt. Ein absolut haltloser Vorwurf.
Aufgrund der aggressiven Stimmung in der Südkurve und der Gegengerade gegenüber den dort eingesetzten Ordnern hatte sich unsere Veranstaltungsleitung in Abstimmung mit der Polizei und der Fanbetreuung dazu entschieden, zum Spielende keine Ordnerkette vor der Südkurve aufmarschieren zu lassen, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden. Leider sind die Tore in den Blöcken sechs, sieben und acht durch vermummte Personen in der 83. Minute geöffnet worden, durch die viele Fans anschließend in Richtung Spielfeld strömten. In diesem Zusammenhang wurde ein gelber Nebeltopf am Spielfeldrand gezündet und ein weiterer auf das Spielfeld geworfen. Dieses Verhalten hatte eine Spielunterbrechung zur Folge und wir hatten Glück, dass der Schiedsrichter anschließend weiterspielen ließ und die Partie regulär abgepfiffen hat. In diesem Zusammenhang war es bisher nicht möglich, Täter zu ermitteln.
Nach Abpfiff gab es neben der überbordenden Begeisterung ein Phänomen zu beobachten, welches auch in anderen Stadien, in denen es Aufstiege zu feiern gab, zu sehen war: Es wurde als Erinnerungsstück fast alles geklaut und mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Werbebanden, Teile eines Tores, Eckstangen und auch Equipment der Fernsehsender, die das Spiel übertragen hatten, das Stadion war hinterher fast komplett leergeräumt. Es kann nicht sein, dass sich Eintracht Braunschweig in einem Aktionsbündnis mit den Faninstitutionen darum bemüht, den Stadionnamen zu retten, während gleichzeitig Fans eben dieses Stadion demontieren. Ein einziger Fan war reumütig und hat aus eigenem Antrieb die von ihm mitgenommenen Werbebanden unversehrt wieder zurückgebracht. Er war sich am nächsten Morgen darüber klar geworden, dass er seinem Verein, den er liebt, keinen finanziellen Schaden zufügen will. Darüber haben wir uns sehr gefreut, er erhält auch keine Strafe.
Gegen 17.45 Uhr zogen ca. 2.000 Fans in einem Fanmarsch in die Innenstadt. Dabei wurden verschiedene am Wege stehende Personen, welche mit ihren Handys Bilder und Videos machten, von Teilnehmern genötigt und bedroht, mit dem Ziel, die Aufnahmen wieder zu löschen. Davon abgesehen, dass es für die Marschteilnehmer sicherlich nicht angenehm ist, aus so kurzer Entfernung massenhaft abgelichtet zu werden, darf man so trotzdem nicht reagieren. Der richtige Weg ist, jemanden darauf hinzuweisen, dass man nicht fotografiert werden möchte und darum zu bitten, die Aufnahme wieder zu löschen. Gerade unsere Ultrá-Szene hat in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion, welche sie auch selbstkritisch eingeräumt hat.
Fazit
Im Vergleich zu ähnlich gelagerten Situationen in diesem Jahr mit Verletzten in anderen deutschen Stadien ist bei uns so etwas nicht passiert. Trotzdem werden wir in einem gewissen Umfang Strafzahlungen leisten müssen und die Kosten für die geklaute TV-Technik, Tore und Werbemittel gehen auch auf unsere Rechnung.
Als Eintracht Braunschweig lehnen wir Gewalt in jeder Form ab. Wer sich dazu hinreißen lässt, muss damit rechnen, mit entsprechenden Maßnahmen belegt zu werden. Natürlich spielt in solchen Fällen fast immer ein starker emotionaler Auslöser eine Rolle, trotzdem schützt dies nicht vor entsprechenden Konsequenzen.
Wir sind zufrieden mit der selbstkritischen Art und Weise, mit der unsere Fanorganisationen die Vorgänge mit uns gemeinsam reflektiert haben und mit den offenen Gesprächen, die wir führen konnten.
Uns ist bewusst, dass es gerade bei Spielen mit hoher emotionaler Aufladung zu negativen Vorfällen kommen kann. Trotzdem werden wir den eingeschlagenen Weg des gemeinsamen Dialogs nicht verlassen und weiter gemeinsam daran arbeiten, dass unser Stadion das bleibt, was es ist; unser Wohnzimmer mit einer tollen Stimmung, in dem sich alle zuhause und sicher fühlen können.